14402000 KLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE DES KINDES- UND JUGENDALTERS

Universität Duisburg-Essen

 

Forschungsbericht 2000


In:
Forschungsbericht 1998 - 2000 Band III Medizin. Universität Essen, Schriften und Berichte Band 26, S.581-591

Projekte / Forscher:

1. Psychopathogenese und Spätschäden extrem traumatisierter Kinder
    Dr. Detlef Bunk, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers

2. Kommunikationsstrukturen schizophrener Jugendlicher
  
Petra Wiemer, Dr. Detlef Bunk, Univ.
Prof. Dr. Christian Eggers, Univ. Prof. Dr. H. Walter Schmitz (Kommunikationswissenschaft, FB 3)

3. Klinische und demographische Merkmale der Inanspruchnahmepopulation einer kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz von 1979 bis 1991.
   Das Essener Klientel in seinen psychosozialen Bezügen
   
Claudia Werk, Dr. Detlef Bunk, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers

4. Langzeitanalysen der Verlaufsweisen kindlicher Schizophrenien (DFG-Projekt)
   
 Univ. Prof. Dr. Christian Eggers, Dr. Detlef Bunk

5. Katamnese jugendlicher Schizophrenien
   
Bernd Röpcke, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers

6. Aufmerksamkeitsleistungen von a) schizophrenen und gesunden Jugendlichen und b) gesunden Kindern und Kindern mit hyperkinetischen
    oder Tourette-Symptomen: zwei psychophysiologische sowie psychobiologische Studien
    
Prof. Dr. Robert D. Oades, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers, Dr. Detlef Bunk, Alexandra Dittmann-Balcar, Bernd Röpcke, PD Dr. Renate Schepker,
    Anja Schön, Dieter Zerbin, Dr. Brigitte Zimmermann

7. Neuropsychologische und-physiologische Funktionen assoziativen Lernens am Beispiel der Abweichungen bei Schizophrenie.
    Prof. Dr. Robert D. Oades, Dr. Stefan Bender, Mario Butorac, Luigi Fierro, Dr. Ina Grzella, Arndt Hesse, Dr. Reinhard Martens, Bernhard Müller, Dr. Werner Müller,
    Steffen Rodewald, Dr. Dr. Ulrich Schall, Dr. Jörg Wolstein in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. G. Sartory (Abteilung f. Klin. Psychologie, U-GH Wuppertal),
    Prof. Dr. Marie-Luise Rao (Klinik f. Psychiatrie, Universität Bonn), Dr. U. Henning (RLHK Klinik f. Psychiatrie, Düsseldorf),
   "Arbeitsgruppe Biologische Psychiatrie - Schizophrenie" der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Klinik für Allgemeine Psychiatrie

8. Neurobiologie selektiver Informationsverarbeitungsprozesse im Behandlungsverlauf schizophrener Psychosen im Frühstadium der Erkrankung verglichen
    mit Zwangsstörungen
   
Prof. Dr. Robert D. Oades, Dr. Dr. Ulrich Schall, Dr. Stefan Bender, Mario Butorac, Luigi Fierro, Dr. Ina Grzella, Arndt Hesse, Dr. Reinhard Martens, Bernhard Müller,
   Dr. Werner Müller, Steffen Rodewald, Dr. Jörg Wolstein in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. G. Sartory (Abteilung f. Klin. Psychologie, UGH Wuppertal),
   Prof. Dr. Marie-Luise Rao (Klinik f. Psychiatrie, Universität Bonn), Dr. U. Henning (RLHK Klinik f. Psychiatrie, Düsseldorf),
   Dr. Philip B. Ward (School of Psychiatry, University of New South Wales, Australia),
  "Arbeitsgruppe Biologische Psychiatrie - Schizophrenie" der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Klinik für Allgemeine Psychiatrie

9. Medikamentöse Behandlung bei jugendlichen Psychosen
   
Dr. Reinhard Martens, Prof. Dr. Robert D. Oades, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers

10. Inhibitionskontrolle und Verhaltenshemmung bei Kindern mit hyperkinetischem Syndrom
       D
r. Michael Slusarek, Dr. Detlef Bunk, Univ. Prof. Dr. Christian Eggers

11. Familiäre Bewältigungsstrategien - Bewältigungsstrategien und Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten Jugendlicher in Familien aus der Türkei
      unter besonderer Berücksichtigung jugendpsychiatrischer Versorgung
     
PD Dr. Renate Schepker, Dr. Angela Eberding, Dr. Mehmet Toker

12. Indikationen zur jugendpsychiatrischen Begutachtung in der Essener Praxis
      
PD Dr. Renate Schepker
 

Projektbeschreibungen:

1. Psychopathogenese und Spätschäden extrem traumatisierter Kinder

Untersucht wurden die Nachwirkungen extremer psychophysischer Belastungen nach nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen bei Erwachsenen, die während der Verfolgung ihrer Eltern oder kurz davor geboren wurden. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit eine spezifische Psychodynamik des Zusammenlebens nach der Verfolgung mit psychisch alterierten Elternteilen die Autonomieentwicklung behindert und sich dadurch das Risiko psychischer Erkrankungen im späteren Lebensalter erhöht. Die Biographien und Anamnesen von 22 hier im Erwachsenenalter nachuntersuchten Gutachtenfällen wurden analysiert.

Es zeigte sich, daß Abgrenzungs- und Autonomieimpulse in der kindlichen Entwicklung durch implizit geforderte Rücksichtnahme auf die deprivierten Eltern schuldhaft besetzt sind. Die Eltern werden als einengend, überprotektiv erlebt. In der Bindungsdynamik bleiben Verfolgungstraumata und -leiden psychisch präsent, so daß Verluste naher Angehöriger und Ablösungsprozesse entwicklungspsychologisch nicht bewältigt werden können.

2. Kommunikationsstrukturen schizophrener Jugendlicher

Patienten mit psychotischen Störungen entwickeln spezifische verbale und nonverbale Kommunikationsmuster, um kognitiv-emotionale Anforderungen bewältigen zu können. Im Rahmen einer psychiatrischen Behandlung schizophrener Psychosen ist die Kenntnis dieser Interaktionsmuster für das Verstehen psychotischen Erlebens von Bedeutung.

Unter Zugrundelegung einer vollständigen Transliteration verbalen und nonverbalen Verhaltens aus einer strukturierten Situation eines Problemlöseexperimentes, bei dem die Versuchsperson zum lauten Denken aufgefordert wurde, wird die Kommunikationsdynamik zwischen Versuchsleiter und schizophrener Versuchsperson analysiert. Die Einzelfallanalyse zeigt, wie die schizophrene Versuchsperson versucht, sich auf Grund von antizipierten Versagensängsten der Experimentalsituation durch thematische Fokuswechsel und Lenkung des Gesprächs auf die übersituative Ebene der Beziehung zwischen Versuchsleiter und VP zu entziehen.

3. Klinische und demographische Merkmale der Inanspruchnahmepopulation einer kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz von 1979 bis 1991. Das Essener Klientel in seinen psychosozialen Bezügen

Schwerpunkt der Studie liegt auf der Untersuchung der Inanspruchnahmepopulation der Ambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, die vor Ort eine Kernfeldeinrichtung darstellt. Unter der Fragestellung, wer diese Institution vor Ort mit welchem Anliegen aufsucht, werden die neun Bezirke Essens nach ihrer administrativen Streckenprävalenz, des psychiatrischen und psychosozialen Diagnoseprofils des Klientels sowie dem durchschnittlichen Schweregrad der Störungen charakterisiert. Bei verschiedenen Inanspruchnahmearten weisen die Herkunftsbereiche der Patienten signifikante Unterschiede der Frequenz von Störungen des Sozialverhaltens, dem Schweregrad psychischer Beeinträchtigungen und in der Art diagnostizierter psychosozialer Belastungsfaktoren auf. Im Vergleich der extremen Repräsentanten des Nord-Süd-Gefälles wird deutlich, daß innerhalb des Klientels erhebliche Unterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Bezirken der Stadt festzustellen sind. Dabei verdient der bekannte soziale Brennpunkt Essens mit den meisten diagnostizierten Störungen des Sozialverhaltens und dem vergleichsweise höchsten Schweregrad bei zugleich niedrigster Inanspruchnahmerate und geringerer Dichte des psychosozialen Versorgungsnetzes besondere Aufmerksamkeit.

4. Langzeitanalysen der Verlaufsweisen kindlicher Schizophrenien

Es handelt sich um eine Verlaufsuntersuchung von 44 im Kindesalter erkrankten schizophrenen Patienten, die im Jahr 1994 nach einer durchschnittlichen Katamnesenfrist von 42 Jahren zum zweiten Mal nachuntersucht worden sind. Die ersten Untersuchungsergebnisse, insbesondere zur Frage nach Erkrankungs- und Psychosebeginn, Geschlechtsverteilung, Psychoseverlauf und Remissionsgraden, sind inzwischen publiziert. Weitere Fragestellungen beziehen sich auf Struktur und Entwicklung psychopathologischer Symptome, Symptomlegierungen und klinischer Unterformen im Gesamtverlauf. Außerdem soll überprüft werden, ob sich ähnliche psychopathologisch-symptomatologische Grunddimensionen finden lassen wie bei Schizophrenien des Erwachsenenalters. Durch modellgeleitete Regressionsanalysen soll die Frage nach prognostisch relevanten Prädiktoren beantwortet werden.

Förderung: DFG, Breuninger-Stifung, Maria-Binding-Stiftung, Theisen-Stiftung

5. Katamnese jugendlicher Schizophrenien

Katamnestische Untersuchung von 86 ehemals stationären Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die zwischen dem 14. und dem 18. Lebensjahr an einer schizophrenen Psychose erkrankt sind. Das Ziel der Untersuchung ist, retrospektiv einen möglichst vollständigen Krankheitsverlauf der Patienten aufzuzeichnen von den ersten Symptomen einer psychischen Erkrankung, den ersten manifesten schizophrenen Symptomen, der ersten stationären Behandlung, der Nachbetreuung, den weiteren Stationen ihrer Entwicklung bis heute etwa 10 bis 18 Jahre nach der Ersterkrankung. Die Fragestellung bezieht sich nicht nur auf die Entwicklung der Psychopathologie, sondern auch auf psychosoziale Aspekte und auf die subjektive und objektive Lebensqualität der Patienten. Außerdem wird der Einfluß von "Life events" und der Effekt gezielter Interventionen auf den Krankheitsverlauf untersucht.

Förderung: Theisen-Stiftung, Stiftung für Bildung und Behindertenförderung

6. Aufmerksamkeitsleistungen von a) schizophrenen und gesunden Jugendlichen und b) gesunden Kindern und Kindern mit hyperkinetischen oder Tourette-Symptomen: zwei psychophysiologische sowie psychobiologische Studien

Diese Untersuchungen wurden 1989 begonnen (und 1996 beendet) mit dem Ziel der Definition der unterschiedlichen aufgabelösenden Strategien der klinischen Gruppen und der zusammenhängenden biologischen Eigenschaften. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag bei der topographischen Ableitung akustisch ereignis-korrelierter Potentiale (EKP) und der Bestimmung von monoaminergen Stoffwechselprodukte im Urin sowie Steroidhormonen im Plasma, die zum Teil die chemischen Abläufe im Gehirn widerspiegeln können. Die Zusammenhänge zwischen kognitivem Stil und der zentralnervösen Aktivität dieser psychiatrischen Gruppen sollen in der Therapie und der Prognosestellung Anwendung finden.

Förderung: Forschungspool der UGE

7. Neuropsychologische und-physiologische Funktionen assoziativen Lernens am Beispiel der Abweichungen bei Schizophrenie.

Assoziatives Lernen wurde mit Hilfe der Conditioned Blocking Aufgabe (CB) untersucht. (CB ist die Beeinträchtigung der Konditionierung eines Reizes, wenn er zuvor mit einem bereits konditionierten Reiz gekoppelt wurde). Schizophrenie ist von fehlendem CB gekennzeichnet. Es wurde die Abhängigkeit der CB-Leistung in der Schizophrenie (vgl. Patienten mit Zwangsstörung) von der Krankeitsdauer, von Symptomen, von der Beziehung zu neuropsychologischen Funktionen (Frontal-, Parietal- und Temporallappenfunktionen) und von der Aktivität der drei monoaminergen neuronalen Systemen, gemessen an deren Plasmaspiegel, untersucht. Vor allem richtet sich diese Untersuchung auf eine Definition der psychobiologischen Grundlagen des abweichenden kognitiven Stils bei psychotischen Patienten.

Förderung: DFG

8. Neurobiologie selektiver Informationsverarbeitungsprozesse im Behandlungsverlauf schizophrener Psychosen im Frühstadium der Erkrankung verglichen mit Zwangsstörungen

Die unzureichende Selektion relevanter bzw. die verminderte Suppression irrelevanter Reize ist eine bei schizophrenen Patienten häufig zu beobachtende Informationsverarbeitungsstörung des Frontalhirns, die auf zentralen Gating-Defiziten beruht. Schizophrenien sowie Zwangsstörungen sind Erkrankungen, denen monoaminerge Modulationstörungen von Frontalhirnfunktionen zugrunde liegen. Die Symptome lassen sich als Folge einer "kognitiven Filterstörung" interpretieren. Die Präpulsinhibition (PPI) der P50-Komponente der ereigniskorrelierten Potentiale erfassen die sensorische Filterung von Reizen, die einer automatischen Informationsverarbeitung unterliegen. PPI wurde in eine auditorische Go/NoGo-Diskriminationsaufgabe eingebettet. Für die Erfassung des Effekts sensorischer Filterung auf die aktive Informationsverarbeitung soll mit diesem Verfahren die monoaminerge Modulation von selektiven Informationsverarbeitungsprozessen im Verlauf der Behandlung gemessen werden, um sowohl den Therapieeffekt als auch die Spezifität der Messung ohne die konfundierenden Effekte einer langfristigen medikamentösen Vorbehandlung zu evaluieren. Wir erwarten die Beantwortung der Frage, ob eine medikamentöse Veränderung des Zustandes des monoaminergen Systems auch zu einer definierten Veränderung der sensorischen und kognitiven Filterfunktionen und damit zu einer davon abhängigen Veränderung der klinischen Symptomatik führt. Neben der grundsätzlichen Bedeutung für das Verständnis möglicher Ursachen der Krankheitssymptome erwarten wir auch Erkenntnisse über den Wirkmechanismus der medikamentösen Intervention.

Förderung: DFG

9. Medikamentöse Behandlung bei jugendlichen Psychosen

Mit Unterstützung durch die Janssen-Cilag GmbH wird seit März 1997 eine international angelegte multizentrische offene Langzeitstudie durchgeführt (RIS-INT 41), in der die Wirksamkeit und Sicherheit von Risperioden bei geistig retardierten Kindern mit gleichzeitig vorliegenden expansiven Verhaltensstörungen untersucht werden. Für die behandelte Zielgruppe (Alter: 5 - 14 Jahre) gibt es bislang keine befriedigende medikamentöse Therapieform. Die Studie prüft die Verwendung eines bei erwachsenen Patienten als Neuroleptikum eingesetzten Medikamentes für eine neue Indikation im Kindes- und Jugendalter. Die Rekrutierungszeit der Studie ist bis zum März 1999 geplant.

Ebenfalls mit Unterstützung durch die Janssen-Cilag GmbH wird eine offene Studie zur Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Risperioden sowie die Beeinflussung der Lebensqualität unter dieser Behandlung bei Jugendlichen zwischen 12 und 21 Jahren durchgeführt, die an einer Psychose des schizophrenen Formenkreises erkrankt sind und bei denen klassische Neuroleptika keinen befriedigenden Therapieerfolg erzielen konnten (RIS-GER 17). Die Rekrutierung von Patienten wurde im April 1997 begonnen und ist bis zum Jahr 2000 geplant.

Förderung: Janssen-Cilag GmbH

10. Inhibitionskontrolle und Verhaltenshemmung bei Kindern mit hyperkinetischem Syndrom

Im Rahmen dieser experimentellen Untersuchung wird die Bedeutung der Impulskontrolle in ihren kognitiven und affektiv-motivationalen Anteilen als zentrales Merkmal des klinischen Störungsbildes des hyperkinetischen Syndroms erforscht. Die bekannten Impulskontrollstörungen dieser Patientengruppen werden als Beeinträchtigung der Verhaltenshemmung im Rahmen eines psychobiologischen Modells konzipiert und untersucht. Die Kinder werden mit einer experimentellen Anordnung konfrontiert, die ihre Fähigkeit zur willkürlichen Impulskontrolle meßbar macht. Das Projekt soll damit weitergehende Einblicke in die diesem Krankheitsbild zugrundeliegenden pathogenen Mechanismen ermöglichen, welche als Grundlage für angemessene Behandlungsansätze angesehen werden können.

Förderung: DFG

11. Familiäre Bewältigungsstrategien - Bewältigungsstrategien und Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten Jugendlicher in Familien aus der Türkei unter besonderer Berücksichtigung jugendpsychiatrischer Versorgung

Anhand eines qualitativ-quantifizierenden Feldzugangs in zwei Erhebungswellen werden Zusammenhänge von Verhaltensauffälligkeiten Jugendlicher mit individuellen und familiären Ressourcen und Risiken untersucht sowie der Umgang mit der lnanspruchnahme psychiatrischer Beratung und Behandlung bei etabliertem muttersprachlichem Angebot. Veränderungen im institutionellen Umgang werden durch Experteninterviews zu zwei Zeitpunkten und Dokumentenanalysen der Klinik im zeitlichen Längsschnitt erfaßt. Familientypologien, inner- und außerfamiliäre Bewältigungsstrategien liefern eine familiendynamische Grundlegung für Diagnostik und die Therapieplanung mit Familien aus der Türkei.

Förderung: DFG, SPP FABER

Gastwissenschaftlerin:

Prof. Dr. Güler Fisek, Bogazici-Universität Istanbul, 27.10. - 6.11.95

12. Indikationen zur jugendpsychiatrischen Begutachtung in der Essener Praxis

Es handelt sich um eine textinhaltsanalytische Untersuchung zur lndikationsstellung im Vergleich von je 170 Essener Jugendgerichtshilfe-Berichten und jugendpsychiatrischen forensischen Gutachten nach der strukturierend-skalierenden Mayring-Methode. Es werden quantifizierende Verfahren in Form von Ratings aus der jugendpsychiatrischen Risikoforschung (Family adversity index; Life events, Skala psychosozialer Adaptation, protektive Faktoren) angewandt und qualitative Kategorien (z.B. Konflikttat, psychiatrische Symptomatik) verglichen. Von Gutachtenprobanden erhältliche Urteile werden hinsichtlich der Übereinstimmung mit den psychiatrischen Empfehlungen ausgewertet. Statistisch werden Hypothesen in Anlehnung an die Labeling-Theorie (Institutionsroutinen, Selektion der zu Begutachtenden nach sozioökonomischem Status, Pathologisierungsneigung der Psychiater) überprüft. In einer hochstrukturierten Befragung der beauftragenden Juristen werden subjektive lndikationskriterien mit den aus der forensischen Begutachtung hervorgehenden Prioritäten verglichen. Anhand dieser Kriterien wird versucht, die Gruppenzuordnung statistisch vorherzusagen. Die Studie soll sowohl theoretische Vorannahmen der Labeling-Theorie bestätigen oder falsifizieren als auch Erkenntnisse für eine verbesserte Zusammenarbeit von Jugendpsychiatrie, Jugendgerichten und Jugendgerichtshilfe beitragen.

Wissenschaftspreise:

Dr. Dr. Ulrich Schall: Young Investigators Award (1995), International Congress on Schizophrenia Research, American Psychiatry Association Travel Grant Award (1995), Annual Meeting of the European Neuroscience Association Young Investigators Award (1996), Workshop on Schizophrenia (zusammen mit Dr. Stefan Bender und Prof. Dr. Robert D. Oades)

Veröffentlichungen:

Zu 1.:

Artikel/Beitrag:

Eggers, C., Bunk, D.: Psychopathologische Belastungsreaktionen nach nationalsozialistischer Verfolgung in der Kindheit. In: Günter, M. (Hg.) Täter und Opfer. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Huber, 1995, 140-144.

Zu 2.:

Artikel/Beitrag:

Wiemer, P., Bunk, D., Eggers, C., Schmitz, H.W.: Verlaufsanalysen der Kommunikation zwischen einem Versuchsleiter und einem schizophrenen Jugendlichen in einer Experimentalsituation. Grazer Linguistische Beiträge, 1996, 45, 89-121.

Zu 3.:

Dissertationen:

Georgi, I.: Jugendfarm-Evaluation eines Rehabilitationsangebotes im tertiären Raum (zwischen Klinik und Lebensalltag) anhand von Einzelfallstudien. Essen, 1995.

Bilke, O.: Qualitative Prozeßcharakteristika stationärer Psychotherapie bei dissoziativen und somatoformen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Essen, 1997.

Saracbasi, E.: Einfluß von Risikofaktoren auf die Kontrollüberzeugungen von Essener Schülern und gleichaltrigen psychiatrischen Patienten im transkulturellen Vergleich. Essen, 1997.

Zender, S.: Kontrollüberzeugungen jugendpsychiatrischer Patienten im Vergleich mit einer Schüler-Normalpopulation unter Berücksichtigung des Einflusses biographischer und soziodemographischer Risikofaktoren. Essen, 1997.

Zu 4.:

Artikel/Beiträge:

Eggers, C.: Fremdenfeindliche Gewalt und Ausländerhaß bei Kindern und Jugendlichen. In: Koch, E., Özek, M., Pfeiffer, W.M. (Hg.) Psychologie und Pathologie der Migration. Deutsch-türkische Perspektiven. Freiburg: Lambertus, 1995, 130-143.

Eggers, C.: Thesen zur Gewalt und Ausländerhaß bei deutschen Jugendlichen. In: Brodorotti, H., Stockmann, Ch. (Hg.) Rassismus und deutsche Asylpolitik-Deutschland wohin?! Frankfurt: IKO-Verlag für interkulturelle Kommunikation, 1995, 116-130.

Eggers, C.: Hysterie. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Freiburg: Herder, 1996, 5, 380.

Eggers, C.: Den anderen erkennen. In: Adam, K. (Hg.) Bildungslücken. Stuttgart: Klett-Cotta, 1997, 14-20.

Eggers, C., Bunk, D.: Psychopathologische Belastungsreaktionen nach nationalsozialistischer Verfolgung in der Kindheit. In: Günter, M. (Hg.) Täter und Opfer. Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Huber, 1995, 140-144.

Eggers, C.: Das Dilemma der Macht - zur Psychotherapie jugendlicher Psychosen. Jahrbuch der Psychoanalyse, 1995, 34, 206-238.

Eggers, C.: Thesen zur Gewalt bei Kindern und Jugendlichen. Kinderarzt, 1995, 26, 293-300.

Eggers, C.: Drogenabhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Kinderarzt, 1995, 26, 588-592.

Eggers, C.: Selbstlosigkeit als Ursache für ausländerfeindliche Gewalt. Neue Sammlung, 1995, 36, 246-258.

Eggers, C.: Eltern als Opfer von Tötungshandlungen. Recht und Psychiatrie, 1995, 4, 163-170.

Eggers, C.: Beziehungsdynamik intrafamiliärer Tötungshandlungen. Recht und Psychiatrie, 1996, 14, 178-187.

Eggers, C., Bunk, D.: The long-term course of childhood-onset schizophrenia: A 42-year followup. Schizophrenia Bulletin, 1997, 23, 105-117.

Eggers, C., Klapal, M.: Diagnostische und verlaufstypologische Besonderheiten der Frühschizophrenie. Fortschritte der Neurologie - Psychiatrie, 1997, 65, 154-170.

Schepker, R., Toker, M., Eggers, C.: Erfahrungen mit der forensischen Begutachtung von Jugendlichen und Heranwachsenden aus der Türkei. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 1995, 78, 121-134.

Schepker, R., Vasen, P., Eggers, C.: Elternarbeit durch das Pflege- und Erziehungsteam auf einer kinderpsychiatrischen Station. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 1995, 44, 173-180.

Schall, U., Schön, A., Zerbin, D., Eggers, C., Oades, R.: Event-related potentials during an auditory discrimination with prepulse inhibition in patients with schizophrenia, obsessive compulsive disorder and healthy subjects. International Journal of Neuroscience, 1996, 84, 15-33.

Schall, U., Schön, A., Zerbin, D., Bender, S., Eggers, C., Oades, R.D.: A left temporal lobe impairment of auditory information processing in schizophrenia: An event-related potential study. Neuroscience Letters, 1997, 25-28.

Oades, R.D., Zerbin, D., Dittmann-Balcar, A., Eggers, C.: Auditory event-related potentials (ERPs) and difference-wave topography in schizophrenic patients with/without active hallucinations and delusions: A comparison with young obsessive-compulsive disorder (OCD) and healthy subjects. International Journal of Psychophysiology, 1996, 22, 185-214.

Oades, R.D., Dittman-Balcar, A., Schepker, R., Eggers, C., Zerbin, D.: Auditory event-related potentials (ERPs) and mismatch negativity (MMN) in healthy children and those with attention-deficit or tourette/tic symptoms. Biological Psychology, 1996, 43, 163-185.

Monographie/Lehr-/Handbuch:

Eggers, C., Bilke, O.: Oligophrenie und Demenzprozesse im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart, New York: Thieme, 1995.

Zu 5.:

Artikel/Beiträge:

Röpcke, B.: Familienbetreuung und Psychoedukation zur Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Jugendlichen. Psychiatrische Praxis, 1996, 23, 74-78.

Oades, R.D., Röpcke, B., Schepker, R.: A Test of Conditioned Blocking and its Development in Childhood and Adolescence: Relationship to Personality and Monoamine Metabolism. Developmental Neuropsychology, 1996,12(2), 207-230.

Göhr, M., Röpcke, B., Pistor, K., Eggers, C.: Autogenes Training bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ I. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 1997, 46, 288-304.

Zu 6.-9.:

Artikel/Beiträge:

Oades, R.D.: Connections between the neurobiology of attention, psychotic processes and event-related potentials. Electroencephalography and Clinical Neurophysiology, 1995, Suppl. 44, 428-438.

Oades, R.D., Zerbin, D., Dittmann-Balcar, A.: The topography of event-related potentials in passive and active conditions of a 3-tone auditory oddball test. International Journal of Neuroscience, 1995, 81, 249-264.

Oades, R.D., Dittmann-Balcar, A., Zerbin, D.: The topography of 4 subtraction ERP-waveforms derived from a 3-tone auditory oddball task in healthy young adults. International Journal of Neuroscience, 1995, 81, 265-281.

Oades, R.D., Dittmann-Balcar, A.: Mismatch negativity (MMN) is altered by directing attention. NeuroReport, 1995, 6, 1187-1190.

Schall, U., Schön, A., Zerbin, D., Eggers, C., Oades, R.D.: Event-related potentials during an auditory discrimination with prepulse inhibition in patients with schizophrenia or obsessive-compulsive disorder and healthy subjects. International Journal of Neuroscience, 1996, 84, 15-33.

Oades, R.D., Röpcke, B., Schepker, R.: A test of conditioned blocking and its development in childhood and adolescence: relationship to personality and monoamine metabolism. Developmental Neuropsychology, 1996, 12, 207-230.

Oades, R.D., Dittmann-Balcar, A., Schepker, R., Eggers, C., Zerbin, D.: Event-related potentials (ERPs) responses to tones and mismatch negativity (MMN) in healthy children and those with attention deficit or Tourette/tic symptoms. Biological Psychology, 1996, 43, 163-185.

Oades, R.D., Zerbin, D., Dittmann-Balcar, A., Eggers, C.: The topography of event-related potentials and four subtraction waves in a three-tone auditory discrimination: young healthy adults and patients with obsessive-compulsive disorder, paranoid and non-paranoid psychosis. International Journal of Psychophysiology, 1996, 22, 185-214.

Oades, R.D., Zimmermann, B., Eggers, C.: Conditioned blocking in patients with paranoid, non-paranoid psychosis or obsessive compulsive disorder: Association with symptoms, personality and monoamine metabolism. Journal of psychiatric Research, 1996, 30, 369-390.

Schall, U., Ward, P.B.: "Prepulse inhibition" facilitates a liberal response bias in an auditory discrimination task. NeuroReport, 1996, 7, 652-656.

Oades, R.D., Sartory, G.: The problems of inattention: methods and interpretations. Behavioural Brain Research, 1996, 88, 3-10.

Schall, U., Schön, A., Zerbin, D., Eggers, C., Oades, R.D.: A left temporal lobe impairment of auditory information processing in schizophrenia: an event-related potential study. Neuroscience Letters, 1997, 229, 25-28.

Oades, R.D., Dittmann-Balcar, A., Zerbin, D., Grzella, I.: Impaired attention-dependent argumentation of MMN in nonparanoid vs paranoid schizophrenic patient: a comparison with obsessive-compulsive disorder and healthy subjects. Biological Psychiatry, 1997, 41, 1196-1210.

Oades, R.D.: Conditioned blocking and stimulus dimension shifts in young patients with schizophrenia with and without paranoid hallucinatory symptoms, or obsessive compulsive disorder: strategies, blocking and monoamine status. Behavioural Brain Research, 1997, 88, 115-132.

Oades, R.D., Müller, B.: Conditioned blocking and monoamine metabolic status in children with attention-deficit hyperactivity disorder or complex tics and healthy controls: an exploratory analysis. Behavioural Brain Research, 1997, 88, 95-102.

Oades, R.D., Dittmann-Balcar, A., Zerbin, D.: Development and topography of auditory event-related potentials, mismatch and processing negativity from 8 to 22 years of age. Psychophysiology, 1997, 34, 1-17.

Oades, R.D., Sartory, G.: The Psychobiology of Learned Inattention: Comparative and Clinical Studies. Behavioural Brain Research, 1997, 88, 132.

Dissertation:

Schön, A.: Differentielle sensorische Inhibitionsdefizite bei jungen zwangsgestörten Patienten. Essen, 1995.

Zu 10.:

Sonstige:

Slusarek, M.: Inhibitionskontrolle und EDR in einem Stop-Paradigma. Vortrag auf dem 25. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Dresden, 20.-22. 5. 1997. In: Schulz, M. (Hrsg.) Abstractbd, 171.

Bunk, D.: Konzeptbildung, Verhaltensregulation und EDR während eines Problemlöseprozesses. Vortrag auf dem 25. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Dresden, 20.-22. 5. 1997. In: Schulz, M. (Hrsg.) Abstractband, 170.

Zu 11.:

Artikel/Beiträge:

Eberding, A., Schepker, R.: Zum Umgang mit Fremdem in der Erziehungsberatung. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 1995, 42, 54-63.

Fisek, G.O., Schepker, R.: Kontext-Bewußtheit in der transkulturellen Psychiatrie: deutsch-türkische Erfahrungen. Familiendynamik, 1997, 22, 396-412.

Schepker, R., Eberding, A.: Der Mädchenmythos im Spiegel der pädagogischen Diskussion. Ein empirisch fundierter Diskussionsbeitrag zu Stereotypien über Mädchen türkischer Herkunft. Zeitschrift für Pädagogik, 1996, 42, 111-126.

Schepker, R., Toker, M., Eggers, C.: Erfahrungen mit der forensischen Begutachtung von Jugendlichen und Heranwachsenden aus der Türkei. Monatsschrift Kriminologie und Strafrechtsreform, 1995, 78, 121-134.

Schepker, R., Toker, M., Eberding, A.: Familiäre Bewältigungsstrategien und institutionelle Zugänge bei Erziehungsschwierigkeiten am Beispiel migrierter Familien aus der Türkei. In: Nauck, B., Gogolin, I. (Hrsg.) Tagungsreader: Konferenz "Folgen der Arbeitsmigration für Bildung und Erziehung". Gustav-Stresemann-Institut, Bonn, 20.-22.3.1997, 344-353.

Monographie/Lehr-/Handbuch:

Schepker, R.: Insallah - oder: Packen wir´s an. Zu Kontrollüberzeugungen deutscher und türkischer Schüler im Ruhrgebiet. Münster, New York: Waxmann, 1995.

Zu 12.:

Artikel/Beiträge:

Schepker, R.: Zur Indikationsstellung forensisch-jugendpsychiatrischer Begutachtung. Ergebnisse einer Umfrage unter Juristen. In: Warnke, A., Remschmidt, H., Trott, G.E. (Hrsg.) Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie. Bern, Stuttgart, Toronto: Huber, 1997, 282-300.

Habilitation:

Schepker, R.: Zur Indikationsstellung jugendpsychiatrischer Gerichtsgutachten. Eine vergleichende Untersuchung zu § 43 (2) JGG. Essen, 1996.